Dividenden Aktien
Mich haben in letzter Zeit viele Bekannte, die nicht mehr lange im Arbeitsleben stehen wollen, gefragt, wie sie Zusatzeinnahmen generieren können. Vielleicht sogar, um vorzeitig in Rente zu gehen bzw. Privatier zu werden. Während ich jungen Leuten empfehle, regelmäßig in ETFs zu sparen, geht es dieser Zielgruppe darum, möglichst nachhaltige stetige Einnahmen zu generieren. Immobilien sind da eine Alternative. Wer aber sich nicht mit Mietern herumschlagen, wenig Verpflichtungen eingehen und auch nicht von notwendigen Reparaturen bzw. Instandhaltungen überrascht werden möchte, der sollte Immobilien eher meiden, zumal die Zeiten der stark positiven Wertentwicklung wegen der steigenden Zinsen wohl eher vorbei sein dürften.
Dann bieten sich Dividendenaktien an. Das sind Aktien, die eine hohe Dividende abwerfen, am besten bereits über Jahre – vielleicht sogar stetig steigend. Meist handelt es sich um Blue Chips, also große eher konservative Werte aus den großen Aktienindizes, wie in Deutschland zum Beispiel dem DAX. In Deutschland wird die Dividende in der Regel einen Tag nach der Hauptversammlung einmal pro Jahr ausgezahlt.
Hier eine Aufstellung der DAX-Werte mit einer aktuellen Dividendenrendite von über 3%:
DAX-Wert HV-Termin Dividende in EUR:
für 2020 für 2021
Covestro 21.04.2022 1,30 3,80
Mercedes-Benz 29.04.2022 1,35 5,00
BMW 11.05.2022 1,90 5,80
BASF 29.04.2022 3,30 3,40
VW Vz. 12.05.2022 4,86 7,56
Allianz 04.05.2022 9,60 10,80
Munich Re 28.04.2022 11,00 11,25
Eon 12.05.2022 0,47 0,49
Daimler Truck 22.06.2022 – 1,20
Deutsche Post 06.05.2022 1,35 1,80
Vonovia 29.04.2022 1,58 1,66
HeidelbergCement 12.05.2022 2,20 2,40
Deutsche Telekom 07.04.2022 0,64 0,68
Hannover Rück 04.05.2022 4,50 5,75
Siemens 10.02.2022 4,00 4,20
Continental 29.04.2022 0,00 2,20
Porsche Vz. 13.05.2022 2,21 2,56
Bayer 29.04.2022 2,00 2,00
Henkel Vz. 04.04.2022 1,85 1,85
Die ersten 5 Werte sind Auto- und Chemiewerte, die im vergangenen Jahr sehr gut verdient haben und entsprechend hohe Dividende zahlen. Aber gerade Autos werden in diesem Jahr deutlich weniger verkauft, zum einen wegen Zulieferungsproblemen, aber auch wegen der abflauenden Konjunktur. Die Chemie-Werte haben sehr unter dem Ukraine-Krieg gelitten. Gerade BASF musste hohe Abschreibungen auf das Engagement bei Wintershall bzw. Nordstream 2 in Kauf nehmen.
Daher würde ich für ein Depot aus DAX Dividendenwerten eher Allianz, EON, Deutsche Post, Deutsche Telekom und Bayer berücksichtigen. Bei diesen Werten ist mit einer Steigerung der Dividende im kommenden Jahr eher zu rechnen. Bewusst wurde zwischen den einzelnen Branchen gestreut. Wer den Automobilsektor auch noch im Depot haben möchte, kann z.B. den vorgesehenen Betrag auf die drei Autowerte BMW, VW und Mercedes-Benz aufteilen, also dritteln. Den Bankensektor könnte man noch mit der Deutschen Bank abdecken. Diese wirft zwar zur Zeit noch keine hohe Dividende ab, da die Gewinnaussichten aber wegen der steigenden Zinsen gut sind, spricht wenig gegen eine Aufnahme. Die Dividenden in diesem Jahr (für das letzte Geschäftsjahr) sind übrigens meist bereits gezahlt worden, die Dividendensaison nähert sich schon ihrem Ende.
Wenn man sich dafür entscheidet, Dividendenaktien zu kaufen, lässt man sie im Depot liegen, kassiert die Dividende abzüglich der 25%-igen Kapitalertragssteuer und muss sich – anders wie bei Immobilien – um nichts mehr kümmern. Es ist aktuell realistisch für 160.000 EUR Depotwert, eine Dividende von 4.800 EUR nach Steuern pro Jahr zu erzielen, also 400 EUR im Monat bzw. 3% Nettorendite.
Man darf aber nicht den Fehlschluss machen, die Aktie kurz vor der Dividendenzahlung kaufen und anschließend nach Erhalt der Dividende wieder verkaufen zu wollen. Das wird in den meisten Fällen nicht funktionieren, die Aktie wird nach dem sogenannten Dividendenabschlag ungefähr in Höhe der Dividende tiefer notieren. Der Kurs baut sich dann langsam wieder auf bis zur Dividendenzahlung im nächsten Jahr – wobei die üblichen Kursschwankungen bzw. übergeordneten Kursentwicklungen natürlich hinzukommen.
Aktien sind grundsätzlich eher eine langfristige Geldanlage. Aber das gilt für Immobilien mindestens auch. Bei Aktien sind die Transaktionskosten wesentlich geringer und man kommt im Falles eines Falles schneller an sein Geld heran. Während man für eine Immobilie erst einen Käufer finden muss, stehen für die Aktien jederzeit Käufer an der Börse bereit bzw. werden Kurse von Börsenmaklern oder Banken gestellt.
Wenn man sein Depot noch breiter streuen möchte, sollte man auch amerikanische Aktien mit in seine Strategie mit einbeziehen. Dort habe ich u.a. folgende Werte mit ordentlicher Dividende und einer langen Dividendenhistorie identifiziert:
Whirlpool – Haushaltsgerätehersteller (in Deutschland vor allem auch unter der Marke Bauknecht bekannt)
T. Rowe Price Group – Vermögensverwalter
3M – Misch-Technologiekonzern
Omnicom – Medien, Werbung
Black Rock – Investment, Finanzen
Die amerikanischen Aktien schütten in der Regel quartalsweise Dividenden aus. Dies ist ein Vorteil für die beschriebene Zielgruppe. Black Rock zum Beispiel hat seine Dividende in den letzten 15 Jahren mehr als verfünffacht und dabei stetig gesteigert. Bei amerikanischen Aktien ist zusätzlich das Währungsrisiko zu sehen. Dies kann aber auch günstig sein, zuletzt war der Dollar jedenfalls wesentlich fester als der Euro. Wegen der höheren Zinsen in den USA kann das durchaus so bleiben, zumal die südeuropäischen Länder wegen ihrer hohen Verschuldung den Euro tendenziell bremsen.
Keine Gewähr – Der Autor investiert selbst u.a. in die empfohlenen DAX-Werte.